27.04.2003 - Alex Brändle

Wenn die Sprache behindert

ST. GALLEN /SCHWEIZ; „Ich bin dem Herrgott dankbar, das ich lesen und schreiben kann!“ Auf die Waagschale lege ich genauso unsere bekannten Kommunikationswerkzeuge wie das Sprechen und Hören. Werte Leser, ich lade euch gerne zum Besuch einer schulischen Institution ein, die sich verschiedenen Schulproblemen annimmt! Droben auf dem Rosenberg am Höhenweg 64 steht sie die Sprachheilschule St. Gallen (SHS).

Die Schwächeren unserer Gesellschaft werden seit Jahrzehnten, gar Jahrhunderten sehr oft ausgestossen. Eine plausible Erklärung findet man im natürlichen Tierreich. Die schwachen Tiere fallen vielfach den gierigen Raubtieren zum Opfer. Bei den menschlichen Wesen sollte es eigentlich anders aussehen. Personen mit Behinderungen sind genauso göttliche Geschöpfe und sie benötigen somit unsere ernstgemeinte Hilfe. „Schwach sein heisst stark sein, um die eigenen Schwächen zu überwinden!“ Die innovative Sprachheilschule St. Gallen betreut Kinder und Jugendliche im Schulalter mit einer Hör- oder Sprachbehinderung. Derzeit besuchen 246 Kinder die Schule mit dem besonderen Weitblick. 76 Kinder können abends nicht nachhause gehen und wohnen wochentags im örtlichen Internat.

Zum Tagesablauf eines Schülers der St. Galler Sprachheilschule: Der zwölfjährige Stefan - Xaver wohnt unter der Woche im Internat der betreffenden Schule. Seine freundliche Wohngruppe nennt sich „Siebenschläfer“. Morgens um sieben Uhr heisst es aufstehen. Anschliessend isst Stefan mit seinen acht Gruppenkameraden und dem Gruppenleiter das Morgenessen. Im Internat der SHS lernen die Kinder und Jugendlichen das Zusammenleben, wie in einer neuzeitlichen Internatsfamilie. Darum darf Stefan ebenfalls etwas zur Familie beitragen. Nämlich nach dem Zähneputzen ruft die Pflicht ein „Ämtli“ zu machen, wie zum Beispiel abwaschen, abtrocknen, Tisch putzen, wischen usw. Stefans Lieblingsämtli ist das Holen und Bringen des Essens, welches in der Grossküche zubereitet wird. Jetzt ist es höchste Eisenbahn, kurz nach acht Uhr geht der aufgestellte Internatsschüler auf den Weg zur Schule. Im allgemeinen Schulunterricht erhält Stefan den Schulstoff aus dem Volksschullehrplan des Kantons St. Gallen vermittelt. Um ihn allerdings in seiner sprachlichen Behinderung zu unterstützen, besucht er dreimal wöchentlich während der Schulzeit die Logopädie.

Mittags treffen wir Stefan zur Mahlzeit in seiner angenehmen Wohngruppe. Themen zur Schule und Freizeit werden am Mittagstisch besprochen. Beim Internatsleben stehen die Ämtli mehrmals täglich auf dem Plan. Jedes Gruppenmitglied bekommt eine kleine Arbeit zugewiesen. Nach kurzer Ruhepause heisst die Schule um 13.30 Uhr ihre treuen Schützlinge wieder willkommen. Für den lernwilligen Stefan vergeht der nachmittägliche Schulunterricht wie im Fluge. Bereits kurz nach drei Uhr ist die Schule schon wieder aus. Für die Kameraden des Internats lautet die tägliche Frage: Was gibt es zum Z’vieri?“ Stefan hat noch Hausaufgaben zu erledigen, anschliessend begibt er sich ins wohlverdiente Freizeitvergnügen. Auf dem grossen und schönen Spielplatz fühlt er sich sehr wohl. Bei schlechtem Wetter widmet er sich drinnen im Haus, verschiedenen interessanten Spielen und Jugendzeitschriften. Das Z’nacht gibt es in der Wohngruppe um zirka sechs Uhr abends. Alle zwei Wochen bereiten sie ihr Abendessen selber zu, weiss das stolze Gruppenmitglied der „Siebenschläfer“ zu berichten. Nach der abendlichen Freizeitbeschäftigung geht Stefan um halb neun Uhr zu Bett. Gute Nacht!

Weit weg von daheim, hier in der Sprachheilschule lernen die neueingetretenen Kinder und Jugendlichen im Internat eine neue Umgebung kennen. Die angestellten Gruppenleiter vom Internat wollen offen mit den Kindern über das auftretende Thema „Heimweh“ sprechen. Um das eigene Vertrauen zu den neuen Gegebenheiten und den Bezugspersonen zu gewinnen, müssen sich die Kinder in gewissem Masse vom Zuhause loslösen. In der ersten Zeitphase hat fast jedes Kind Heimweh. Besonders vor dem zu Bett gehen taucht es unweigerlich auf. Der Gruppenleiter und die Gruppenkameraden helfen dem neueingetretenen Kind eine zweite Heimat zu finden.

Weitere Infos bekommen sie online bei:

... Sprachheilschule St. Gallen: www.sprachheilschule.ch

... Gehörlosen Club St. Gallen: www.gcsg.ch

... Stadtverwaltung der Stadt St.Gallen: www.stadt-st-gallen.ch

... Rosenberg Quartierverein (Stadt St. Gallen): www.qvrosenberg.ch

... Kanton St. Gallen: www.sg.ch





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