MÜSELBACH /SCHWEIZ; Fehler ereignen sich tagtäglich. Eine
Grosszahl von ihnen verlaufen glimpflich. Ein Schreibfehler im
vorliegenden Text vermag die Welt noch nicht zu erschüttern.
Aber ein Terrorakt wie er sich im letzten September (2001)
zugetragen hat, kann Welten aus menschlichen Individuen
zerstören.
Genauso in unserem „Mikrokosmos“ vom Alltagsleben werden
gesellschaftliche Strukturen offen in Frage gestellt. Ob in
der Familie, im Beruf, im Verein oder der Gemeinde kommen
Situationen vor, wo man nur den Kopf schütteln kann. Was der
Mensch alles fertig bringt. Er missbraucht die guten Werte und
macht sie im negativen Sinn zu wertlosem Sondermüll. Jede
Auszeichnung ist hier fehl am Platz. Stattdessen sollte der
Verursacher im eigenen Dreck ersticken. Apropos „Dreck“,
sicherlich haben sie die Schlagzeile über den Walenstadter
Priester gelesen. Sexuelle Übergriffe an Kindern ist so sehr
abscheulich. Doch die Peiniger werden viel zu wenig hart
angepackt. Ein ganzes Leben lang trägt das Opfer eine tiefe
Wunde im Herzen. Klar braucht auch der sexbesessene Täter
psychologische Hilfe. Mit Bestimmtheit darf eines nicht ausser
Acht gelassen werden: Unsere Gesellschaft sollte das leidende
Opfer, nicht als nestbeschmutzendes Ungeheuer abstempeln.
Wie es der Bischof Ivo Fürer vom Bistum St. Gallen richtig
ausführt: „Man darf nicht übersehen, dass die meisten
kirchlichen Angestellten ihre Aufgabe gut machen. Es ist
keineswegs gerecht, sie alle miteinander zu verurteilen.“ Aus
meiner Sicht kann der gläubige Christ der katholischen Kirche
weiterhin treu bleiben. Freilich soll er eines nie vergessen,
unser Herrgott hat uns ein Herz gegeben. Das Herz darf der
Wegweiser sein, um im wichtigen Augenblick richtig zu handeln.
Alles was in unserem gesellschaftlichen Leben Tabu ist, hat
genauso eine Kehrseite. Darum gilt kein Mensch ist unfehlbar!
Ob Arzt, Priester, Lehrer, Familienvater oder gar Ratgeber,
diese Personen haben das hohe Vertrauen von uns. Aber
Vertrauen kann nur Früchte tragen, wenn kein Missbrauch
stattfindet.
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